Es waren Gänsehaut-Momente nach Abpfiff. Die Veltins-Arena sang aus voller Kehle den "Mythos vom Schalker Markt", nicht nur Tom Krauß hatte feuchte Augen. Der FC Schalke lebt, hat gegen Werder Bremen einen 0:1-Rückstand gedreht und mit dem 2:1-Heimsieg drei wichtige Punkte im Kampf um den Verbleib in der Fußball-Bundesliga eingefahren.
Für Sky-Expertin Tabea Kemme war es das erste Mal auf Schalke. Die ehemalige Nationalspielerin war nach der Partie hin und weg. "Es ist eine Religion, die hier gelebt wird."
Der blau-weiße "Messias" an diesem Abend: Dominik Drexler. Erst verhinderte er mit seiner Wahnsinns-Rettungstat in einer wilden Nachspielzeit das 2:1 von Kumpel Marvin Ducksch für den bereits geschlagenen Alexander Schwolow. "Ich kenne 'Duckschi' sehr, sehr gut. Ich wusste, dass er da in die Ecke schießt. Es ist brutales Glück, dass ich ihn nicht an die Hand bekomme, sondern an den Bauch."
Doch damit nicht genug. "Man sieht an meiner Reaktion, dass ich mich gar nicht freuen konnte, da wir das Spiel gewinnen mussten." Gesagt, getan. Auf der anderen Seite behielt Drexler im Werder-Strafraum die Ruhe, nahm den Chipball von Rodrigo Zalazar noch an und überwand Bremens Keeper Jiri Pavlenka. "Ich habe nicht so einen guten linken Fuß. Deshalb musste ich ihn annehmen und mir auf den Rechten legen."
FC Schalke: Drexler und Polter bringen die Wende
Als offensiv denkender Spieler war aber klar: "Das Tor ist mir lieber als die Rettungstat." Kurios: Sein Trikot schenkte Drexler nach Abpfiff dem besten Freund von Ducksch, der es mit Bremen gehalten hatte, mit dem er auch gut befreundet sei.
Neben Drexler wurde auch Sebastian Polter in der 75. Minute eingewechselt und leitete mit die Wende ein. "Er tut uns mit seiner Wucht gut und ist extrem wichtig für die Mannschaft", lobte der ausgewechselte Marius Bülter
Beeindruckend dabei: Polter hatte sich erst vor dreieinhalb Monaten einen Kreuzbandriss zugezogen. Eine Wunderheilung sei es aber nicht gewesen. "Was viele Medien falsch aufgegriffen haben: Ich hatte keinen vorderen Kreuzbandriss, das wären dann sechs bis acht Monate", gab Polter medizinische Nachhilfe.
Der Stürmer habe einen isolierten Anriss des hinteren Kreuzbands gehabt und dadurch gemeinsam mit Ärzten und Physios an einer schnellen Rückkehr arbeiten können. Für den Saisonendspurt könne Polter daher wieder voll angreifen und alles reinhauen. Oder wie Bülter es formulierte: "Wir müssen unser Herz auf dem Platz lassen und zusammenhalten."